Erich Hausheer hat im Herbst 2008 den Auftrag übernommen, die Pfarrei Rain zu leiten und durfte mit seiner Familie ins Pfarrhaus einziehen. Neun Jahre später, am 1. August 2017, wurde er auch in der Nachbarspfarrei Hildisrieden herzlich willkommen geheissen. Er meinte damals: „Hildisrieden habe ich noch als Geschenk bekommen!“
Somit wurde er zum Leiter eines Drittels des Pastoralraumes oberer Sempachersee. Beide Tandemspfarreien, Rain und Hildisrieden, sind glücklich, dass sie personell, vor allem mit Erich Hausheer, so gut beschenkt sind.
Meilensteine auf dem Weg vom Seetal an die Erlose
Erich stellt seinen Werdegang unter den Slogan: „Aus der Region – für die Region“. Er ist in einer Familie in Kleinwangen aufgewachsen, in der Gott ganz selbstverständlich seinen Platz im Alltag hatte. Die Religion, das religiöse Leben und Brauchtum haben ihn geprägt und fasziniert. Dabei durfte er erleben, dass seine Eltern einen Glauben vorgelebt haben, der trägt. Nicht ein Glaube der einengt, sondern die Augen und das Herz öffnet. In Kleinwangen, Hochdorf und Reussbühl ging er zur Schule bis zur Matura. Dann folgte das Theologiestudium in Luzern mit einem prägenden Auslandjahr in der Dormitioabtei in Jerusalem.
Bereits während des Studiums unterrichtete er in Kleinwangen Religionsunterricht – für ihn ein Glücksfall, da er vom Montag bis Freitag an der Theologischen Fakultät in Luzern studierte und dazumal am Samstag jeweils drei Lektionen unterrichten konnte. Dabei durfte er immer mehr in die Pfarreiarbeit hineinwachsen, da der Pfarrer zusehends gesundheitliche Probleme bekam, die ihm vieles nicht mehr möglich machten. Danach gab er mehrere Jahre in der Pfarrei Kleinwangen und der weitläufigen Pfarrei Hitzkirch in verschiedenen Schulhäusern, von Retschwil bis Sulz und von Altwis bis Kleinwangen, Religionsunterricht. Mit dem Wechsel nach Ballwil, bei dem seine damalige Freundin und jetzige Frau Margrit einen wichtigen Anteil hatte, widmete er sich immer mehr der allgemeinen Pfarreiarbeit und Seelsorge. In dieser Zeit folgte noch der Abschluss seines Theologiestudiums. Nach sieben Jahren Pfarreieinsatz in Ballwil, gerüstet mit der Weiterbildung zur Pfarreileitung, fühlte er sich für eine neue Herausforderung bereit. Und so durfte er im Oktober 2008 seine neue Aufgabe als Pfarreileiter in Rain beginnen. Im Sommer 2017 kam noch die Leitungsaufgabe einer zweiten Berghofpfarrei, Hildisrieden, dazu.
Ein Leben, reich an Aufgaben
„Pfarreileitungen, Mitarbeit im Pastoralraum und Familie – Wie bringt man das unter einen Hut?“ fragte ich ihn. Dazu meinte er: „Zum einen liebe ich meine Arbeit. Es ist für mich ein Privileg, dass ich Menschen von der Geburt bis zum Tod begleiten und begegnen darf und dass ich einen so vielfältigen Alltag habe. Es ist auch ein grosses Geschenk, dass ich mich beruflich mit der grossartigen Botschaft unseres Glaubens beschäftigen darf. Das inspiriert mich immer wieder.
Doch alles wäre nicht möglich, wenn ich nicht so phantastische Teams hätte. Jede und jeder bringt ihre/seine eigene Farbe ins Pfarreilleben. Das ergibt zusammen eine abwechslungsreiche Palette. Sehr entscheidend für das Gelingen meines Lebens ist, dass meine Frau und unsere drei Töchter mich so genial unterstützen“.
Highlights und berührende Erlebnisse
Ich erinnere mich gerne an viele Begegnungen, Anlässe, Gespräche und geschenkte Momente. Ein Highlight im Jahr ist für mich immer wieder der Auffahrtsumritt. Ich liebe die Zeit von Palmsonntag bis Ostern aber auch sehr – da spiegelt sich das ganze Leben: Freude und Verzweiflung – Trauer und Wut – Sterben und Auferstehung – Verlassenheit und Getragensein. In allem dürfen wir vertrauen: „Gott geht auch mit uns in all diesen Situationen des Lebens. Er lässt uns nicht hängen und lässt uns nicht im Regen stehen“.
Enttäuschungen und Belastungen
Grundsätzlich ist Erich Hausheer ein optimistischer und zufriedener Mensch. „Das ist ein Geschenk, das mir in die Wiege gelegt wurde. Das Gefühl, sehr getragen zu sein in meinem Umfeld, von meinen Mitarbeitenden, meiner Familie und Freunden lässt mich auch vieles ertragen. Enttäuschungen sind im Zurückschauen oftmals wirklich das, was sie sind: Ent – Täuschungen. Und oft muss ich mich dann selber an der Nase nehmen, weil ich mich im Vorfeld täuschen liess! Zudem lebe ich stark nach dem Motto: Wir verstehen das Leben nur im Rückblick, doch leben dürfen und müssen wir es vorwärts!“
Energie für den Alltag schenkt ihm sein Glaube an einen Gott, der mit uns ist; die vielen guten Mitmenschen, die Kostbarkeiten der Natur, ein gutes Buch, die Arbeit und das Verweilen im Garten, ein Vogelgesang am Morgen, eine wertschätzende Rückmeldung, eine bereichernde Begegnung, ein Lächeln eines Mitmenschen.
Missbrauchsfälle in der Kirche
„Die Berichte zu den Missbrauchsfällen in der Kirche und überall in unserer Gesellschaft belasten mich sehr. Dies ist etwas, das mich zum Kochen bringt, weil jeder Missbrauch Menschen zutiefst verletzt. Es ist gut, dass wir die Vergangenheit ans Licht bringen und nicht mehr vertuschen.
Ich erhoffe mir, dass wir nicht in der Vergangenheit hängen bleiben, sondern uns auch der Gegenwart stellen – denn Missbrauch in unserer Gesellschaft ist leider kein Thema der Vergangenheit, sondern auch heute brandaktuell. Schauen wir hin!“
Die Kirchen werden immer leerer
„Dazu brauche ich nicht in die Medien zu schauen, das erlebe ich auch in unseren Pfarreien und es betrübt mich. Doch die Menschen, die da sind, sind da, weil es ihnen wichtig ist und es ihnen Halt, Kraft, Mut und Trost gibt. Für jeden einzelnen lohnt es sich, einen wertvollen Gottesdienst zu gestalten. Zudem ist Kirche nicht nur Gottesdienst. Ich erlebe viele engagierte junge und ältere Menschen, die ihren Beitrag zu einem lebendigen Pfarreileben beitragen. Auch das ist Kirche. Zudem braucht es heute Mut, seinen Glauben zu feiern und öffentlich zu seinem Glauben zu stehen. In meiner Jugend war die Frage: „warum warst du gestern nicht im Gottesdienst?“ Heute heisst es eher: „Was? Du warst im Gottesdienst?“
Hoffnung und Zuversicht
Der Hoffnung von Erich Hausheer schliessen sich die Hildisrieder und Rainer gerne an: „Wir gehen auf Ostern hin – das Fest der Auferstehung. Ich hoffe, dass wir auch im Leben den Mut haben, aufzustehen für Menschenwürde, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung“. Emil Barmet