Unterstufen-Schulkinder an der Kirchenorgel? Unvorstellbar! Vor vielen Jahren noch, schrieben Musikschulen mehrjährigen Klavierunterricht vor, bis die Beine genügend lang sind, bevor sie Orgelunterricht anboten. Diese Zeiten sind glücklicherweise vorbei. Klavierlehrpersonen gehen heute viel öfter mit ihren Schülerinnen und Schülern auch an die Orgel, lassen sie die Vielfalt der Klangkombinationen erleben und wecken so die Sinne für die „Königin der Instrumente“. Aber erst der Einsatz der „Kellerbeschäftigung“ das Spiel mit den Füssen auf der Pedalklaviatur, zusätzlich zum „Handwerk“ eröffnet den ganzheitlichen Mythos der Orgel mit seinen schier unzähligen Facetten. Das bringt nicht nur die Kinder zum Staunen über die reichhaltige Klangwelt und ihre Dynamik, was alle Sinne anspricht.
Neu ist der Orgelunterricht auch als Erstinstrument möglich.
Kinder in den ersten Schuljahren sind extrem offen und interessiert für alle Arten von Musik und lassen sich emotional begeistern, vor allem auch für die Orgelmusik. Sie sind schnell befähigt sich senkrecht in einer Notenpartitur zu orientieren. Sie lernen schon bald, parallel drei Notensysteme übereinander den Händen und Füssen zuzuordnen, z.B. das oberste System der rechten Hand, das zweites System der linken Hand und drittens die untersten fünf Notenlinien für das Bass-Pedal, das natürlich mit den Füssen bedient wird. Das fördert die intellektuelle Leistung und die koordinative Körpersteuerung. Das vielfältige Klangerlebnis, welches auf der Orgel möglich ist, begeistert die Kinder rasch und sie können ihrer Fantasie und Experimentierfreudigkeit freien Lauf lassen.
Aufsteckelemente für die Pedalklaviatur
Die Hauptorganistin von Hildisrieden, Luzia Vogelsang wusste, dass die Orgelbau GOLL AG in Luzern zusammen mit der Orgelbauerin Petra Galliker ein schnell montierbares Aufsteck-System entwickelt hat, so dass die einzelnen Pedaltasten bereits von kurzen Kinderfüssen erreicht werden können. Die einzeln aufgesteckten Pedalerhöhungen, werden mit Magnetknöpfen an den Pedaltasten fixiert. Die Leitung der Musikschule Oberer Sempachersee (MSOSS), sowie der Kirchenrat Hildisrieden waren begeistert, haben grünes Licht gegeben und die Investition gemeinsam möglich gemacht. Aufgrund dieser Anschaffung, sowie der initiativen, kompetenten Musiklehrerin Luzia Vogelsang, wurde die Kirchenorgel in Hildisrieden zum Unterrichtsstandort der MSOSS. Die Aufsteck-Elemente müssen für jede Pedal-Klaviatur auf Mass hergestellt werden, da von Orgel zu Orgel Differenzen in Form und Fächerung des Pedals vorhanden sind. Bereits ist dieses Goll-Kinder-Pedal in der Umgebung (Sursee und Ruswil) erfolgreich im Einsatz.
Tabea ist begeistert!
Die Zweitklässlerin Tabea Estermann ist bereits im zweiten Ausbildungsjahr des Orgelunterrichtes bestens betreut und begleitet von Luzia Vogelsang. Eigentlich wollte sich im Frühling 2021 das couragierte Mädchen mit seiner Mutter Ruth beim coronabedingten online Instrumentenparcours der Musikschule für Klavier informieren lassen, gelangte jedoch mit Fragen zum Gesangsunterricht an Luzia Vogelsang. Bald kam bei der Begegnung jedoch die Orgel ins Gespräch. Tabea meinte: „Ist es das grosse Instrument in der Kirche? Das kenne ich!“. „Soll ich dir die Königin der Instrumente mal vorstellen“, fragte die ausgebildete Orgelpädagogin? Schon bald war der Termin gesetzt. Tabea war von Anfang an begeistert und ist immer mehr fasziniert von den Klängen und vielfältigen Möglichkeiten des Instrumentes. So nahm die Liebe ihren Lauf. Es ist zu hoffen, dass noch vielen weiteren Kindern ein solches Tabea-Musikerlebnis zuteil wird. Emil Barmet